Sonntag, 11. Dezember 2005

Tagesausflug nach Macau

Von Honkong aus lässt sich problemlos ein Tagesausflug (oder Halbtagesausflug) nach Macau (澳門 mit Langzeichen, auf hochchinesisch Àomén, oder auf englisch Macao) unternehmen.

Mein letzter Besuch dort ist 15 Jahre her, damals bekam ich noch einen portugiesischen Einreisestempel in meinen Pass. Inzwischen gehört Macao als Sonderverwaltungszone zu China. Macau liegt nur gut 50 km entfernt von Hongkong im Westen, am Perlflussdelta. Da Macau bis 1999 eine portugiesische Kolonie war (bei der Rückgabe an China bekamen übrigens alle Einwohner einen portugiesischen Pass), findet man noch einige Sehenswürdigkeiten aus der Kolonialzeit.



Neben Tourismus ist Macau schon seit Jahrzehnten vor allem für legales Glücksspiel bekannt; hier wird mehr Geld umgesetzt als in Las Vegas. Macau ist relativ hoch entwickelt. Es gibt einige Speedboats und auch Fährverbindungen zwischen Hong Kong Island, Kowloon und dem Hongkonger Flughafen nach Macau. Man sitzt während der ca. einstündigen Fahrt in einem klimatisierten Saal mit bequemen Sitzen.

Macau Tower


Zur ersten Orientierung in der Stadt empfehle ich einen Besuch des Fernsehturms Macau Tower. Ich habe mich mit dem Taxi hinbringen lassen. Man kann in Macau übrigens problemlos mit dem Hongkong Dollar bezahlen.



Der Macau Tower ist 338 Meter hoch und wurde 2001 eröffnet. Von dort hat man einen guten Ausblick und kann sich überlegen, was man in der Stadt dann alles besichtigen möchte. Gegen Extra-Gebühr kann man auf einen 233 Meter hohen Außenring und dort außenherum gehen, was sehr windig ist. Das nennt sich SkyWalk. Man wird dazu gesichert, da es kein Geländer gibt. Ganz neu ist 
eine Art Bungee Jump namens SkyJump. Beides fand ich relativ teuer.

Macau - SkyWalk am Macau Tower

Im Preis drin ist die normale Besichtigung des Turms. Lustig ist, dass Teile des Fussbodens durchsichtig sind, so wie man auf dem obersten Foto sieht. Viele Leute trauen sich nicht, darauf zu stehen. ;-)

Macau - Blick vom Macau Tower

Ruine der Pauluskirche, Macau


Vom Macau Tower sind wir mit dem Taxi in die Altstadt gefahren. Das historische Zentrum Macaos ist seit kurzem UNESCO-Weltkulturerbe. Am bekanntesten und Wahrzeichen der ganzen Stadt ist die Ruine der Pauluskirche mit der erhaltenen Fassade, die bei meinem letzten Besuch 1990 eingerüstet war. So war es schön, sie diesmal renoviert und strahlend zu sehen.

Fassade der Pauluskirche, Macau

Davor stehen massig vor allem chinesische Touristen, die fotografieren und sich fotografieren lassen.

Fassade der Pauluskirche, Macau

Die Kirche wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut, nachdem die Jesuiten bereits 1564 nach Macau gekommen waren und hier 1594 eine Universität gegründet hatten. Ziel war es, Missionare auszubilden, die dann in Ostasien das Christentum verbreiten sollten, und eine Kirche gehörte daher für die Kolonie dazu.

Museu de Macau und Fortaleza do Monte


Interessant fand ich auch das Museu de Macau mit Informationen zur Geschichte der Stadt. Man kommt direkt von der Kirchenfassade aus hin, der Weg ist beschildert und führt bergauf durch einen kleinen Park. In Macau ist übrigens das meiste mehrsprachig ausgeschildert, immer Chinesich (meist Langzeichen) und Portugiesisch, oft auch Englisch.



Das Museum mit Ausstellungen zur Geschichte und Kulturgeschichte von Macau wurde 1998 eröffnet. Drin habe ich nicht fotografiert und ein Foto, das ich zwischen Eingangsbereich und Museumsgebäude geschossen habe, ist zu unscharf, um es hier zu posten. Es zeigt, dass man mit einer Rolltreppe ins Museumsgebäude fährt.

Das Museu de Macau befindet sich innerhalb einer Festung, der Fortaleza do Monte (大炮台). Die älteste Festung Macaus ist auch Teil des UNESCO-Welterbes. Sie wurde Anfang des 17. Jahrhunderts errichtet, um die jesuitischen Besitztümer zu schützen; damals gab's wohl viele Piraten. Später gelangte die Festung in die Hände der portugiesischen Kolonialregierung und diente dem Schutz der Kolonie.



Den militärischen Zweck sieht man deutlich; eine Reihe alter Kanonen steht herum. Auf dem Foto weiter unten lehne ich daran. Rechts eins dieser typischen kleinen Türmchen, die man bei Festungen der damaligen Zeit häufig findet.



Von der Festung aus hat man eine super Aussicht auf Macau und das Meer. Im Hintergrund sieht man den Macau Tower, über den ich oben geschrieben habe.



Auch wenn der Aufstieg etwas anstrengend ist, würde ich das jederzeit wieder machen. Wir hatten die Festung fast für uns allein.

Die Altstadt von Macau 


Charmant sind die alten Häuser aus der portugiesischen Kolonialzeit und die vielen Stückchen altes Portugal, die man hier findet. Als ich 1990 das erste Mal in Macau war, fand ich das noch viel beeindruckender, da ich damals bereits viele Monate in China war und mir Europa ein wenig fehlte. Das kam mir dann auch total fremd vor.

Man sieht hier viel portugiesische Schrift, wie hier auf dem Postkasten oder auf einem Foto weiter unten das Straßenschild.



Portugal, damals Königreich, durfte in Macau im 16. Jahrhundert eine Handelsniederlassung gründen und zahlte seit 1557 für mehrere Jahrhunderte eine Pacht an China. 1845 erklärte Portual Macau einseitig zu einem Freihafen, 1887 wurde das von China anerkannt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Stadt aufgrund des Chinahandels sehr gut; Seide, Gewürze, Tee - all das wollte von China nach Europa und führte zu großem Wohlstand in Macau. Die Details sind natürlich komplizierter, aber geblieben ist ein Stück koloniales reiches Portugal in Ostasien, das man in der Altstadt immer noch erkennen kann. Hier wird auch viel renoviert.



Die UNESCO-Welterbestätte in Macau besteht übrigens aus zwei Zonen. Die größere erstreckt sich längs der Rua Direita vom chinesischen Hafen im Süden über den Barraplatz, Lilauplatz, Pauluskirche bis hin zu Camões Garden in der christlichen Nordstadt. Die zweite Zone ist kleiner, sie liegt weiter östlich und umschließt eine Kapelle und den Leuchtturm auf dem Guiahügel.

Vieles in der Altstadt ist bereits restauriert, eine Menge der Gebäude in der Altstadt erstrahlen in gelb und weiß. Es macht Spaß, durch die Straßen und Gassen zu schlendern oder sich an Plätzen umzuschauen. Selbstverständlich kann man dort auch gut einkaufen, Menschen beobachten und in schönen Restaurants essen, diese findet man manchmal malerisch in Hinterhöfen.



Links auf dem folgenden Foto ein kleiner Opfertempel an einer Straßenkreuzung. Neben westlichen Fast Food Ketten findet man auch Märkte und Straßenhändler, die frisches Essen anbieten. Wer Zeit und Appetit hat, kann zuschlagen. Man bekommt hier übrigens auch Pastéis de Nata (葡式蛋撻), diese kleinen mit Pudding gefüllten portugiesischen Blätterteigtörtchen. Die letzten Jahre fiel mir auf, dass man sie auch in China verstärkt findet; wahrscheinlich wurde das Rezept ausgehend von Macau und den chinesischen Touristen hier weiter nach China getragen. 



Abends füllt sich die Stadt und sie ist schön beleuchtet. Die Casinos habe ich mir dieses Mal übrigens gespart, da ich wieder zurück nach Hongkong wollte. Wer da noch nie war, kann sich umschauen. Um in ein Casino hereinzukommen, muss man allerdings adrett angezogen sein, z.B. je nach Casino auch eine Krawatte für Männer. Daran scheiterte nämlich mein Casino-Besuch 1990. ;-)



Und hier noch ein Blick auf Macao am Abend mit Sonnenuntergang.

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