Dienstag, 26. August 2014

Korsakow und Juschno-Sachalinsk, Russland

Wichtig: Wer mit dem Kreuzfahrtschiff nach Russland kommt und kein russisches Visum hat, darf nur mit einem organisierten Ausflug von Bord. Am besten bucht man bereits von zuhause aus einen Ausflug. Wer wie wir sehr spontan auf Kreuzfahrt geht, der kann es noch auf dem Schiff probieren. Das hat zum Glück geklappt. :-)

Ich habe für uns eine Tour nach Jushno Sachalinsk gebucht. Non-guided tour nannte sich das ganze, das war eine Busfahrt mit einigen Stopps. Um 8 Uhr ging es los. Es hätte auch einen Ausflug nur nach Korsakow gegeben, also in die Hafenstadt, in der wir angelegt haben. Ich wollte aber ein wenig mehr von der Insel sehen.

Sachalin (Сахалин) ist die größte Insel Russlands ganz im Osten und verfügt über die bedeutendsten Erdöl- und Erdgasvorkommen Russlands, was schon faszinierend ist. Man rechnet mit ähnlich großen Vorkommen wie in der ganzen Nordsee! Hauptstadt der Oblast ist Juschno-Sachalinsk mit ca. 180.000 Einwohnern, Hafenstadt ist Korsakow, gleichzeitig die älteste russische Siedlung auf der Insel Sachalin. Von 1905 bis 1945, also  nach dem Russisch-Japanischen Krieg, gehörte der Ort und der südliche Teil der Insel zu Japan, nach dem Zweiten Weltkrieg kam Korsakow dann an die Sowjetunion. Wie überall auf der Welt und in der Geschichte, kriegt der Sieger des Kriegs das Land.

Diamond Princess vor Korsakow

Diesmal haben wir nicht angelegt, sondern sind vom Schiff aus getendert, was ich eigentlich ganz gerne mag. Man hat vom kleinen Boot (die Rettungsboote des Schiffs werden genutzt) mit Blick auf das große Schiff ein ganz anderes Gefühl. Außerdem kann man tolle Fotos vom Schiff umgeben von Wasser schießen! Das geht sonst, wenn das Schiff im Hafen liegt, meist nicht so gut.

Sieht die Diamond Princess nicht beeindruckend aus?!

Diamond Princess vor Korsakow

Weniger beeindruckend war der Hafen von Korsakow, der wichtigste Hafen der Insel. Ein paar rostige Frachtschiffe, die schon bessere Zeiten gesehen hatten, waren zu sehen. Also so gesehen auch sehr interessant.

Korsakow, Sachalin

Wenn man mit dem Kreuzfahrtschiff anreist, wird man natürlich verwöhnt. Trotz Regen wurden wir an Land von Mitarbeitern der Reederei in Empfang genommen und zum richtigen Bus verfrachtet. Das ist schon jedes Mal ein großer Aufwand für die Menge Passagiere.

Hafen von Korsakow, Sachalin

Von Korsakow nach Jushno-Sachalinsk sind es ca. 40 km, die Fahrt eine gute Stunde. Die Strecke führt auf einer einfachen Straße mit interessanten Einblicken ziemlich direkt nach Norden. Ein wenig sieht es so aus, wie man sich Sibirien vorstellt, viel Wald und Häuser, die einige Jahre unrenoviert auf dem Buckel haben. Vom Reichtum durch Erdöl und Erdgas erkennt man auf den ersten Blick nichts.

Es ist sofort sehr russisch, ganz anders als Japan trotz der Nähe und gemeinsamen Geschichte. Mich erinnerte es sehr an die Sowjetunion - ich bin 1991 mit der Transsibirischen Eisenbahn einmal durchs Land gefahren und fühlte mich von den Gebäuden und der Landschaft in jene Zeit versetzt.

Hier ein paar Impressionen von unserer Busfahrt:

Korsakow, Sachalin

Korsakow, Sachalin

Impressionen aus Sachalin

Impressionen aus Sachalin





St. Nikolaus Kirche, Jushno-Sachalinsk


Die St. Nikolaus Kirche war unser erster Stopp. Eine typische russische Holzkirche, orthodox.



Typisch sind die goldenen Zwiebeltürmchen an der Spitze der Türme und die russisch-orthodoxen Kreuze.



Wir konnten sie von innen besichtigen, die Frauen mussten dazu ein Kopftuch überziehen.



Auf dem Platz daneben gab es einen Kinderspielplatz, einen angelegten Garten mit Blumen und dieses Holzhaus. Ich fand es interessant als Kontrast zu den typischen Plattenbauten, von denen man viele sah.





Heimatkundemuseum der Insel Sachalin


Wir sind danach zu einem Aussichtspunkt und danach ins Sakhalin Regional Museum. Ein Vorläufer davon wurde bereits 1896 im Norden der Insel eröffnet, in Alexandrovsk. Damals wurden private Sammlungen zu den Themen Naturgeschichte, Geologie und Völkerkunde ausgestellt.



1905 wanderte ein Teil der Sammlung nach Japan (ein Teil verschwand auf Nimmerwiedersehen) und kam 1932 wieder zurück auf die Insel Sachalin. In die Stadt Yushno-Sachalinsk siedelte das Museum im Jahr 1946, also nach der Rückkehr der Insel zur UdSSR.

Als Standort dafür nahm man das sog. Karafuto Museum, ein Gebäude, das 1937 speziell für ein anderes Museum zur Geschichte der Insel im japanischen Stil der damaligen Zeit errichtet worden war. Karafuto war der Name der japanischen Präfektur in Süd-Sachalin.



Inzwischen finden sich 190.000 Objekte in diesem Heimatmuseum, vor allem Archäologie, Geschichte, Wirtschaft von Sachalin und den Kurilen sowie Exponate zu Flora und Fauna. Die wichtigsten Objekte werden im Museum gezeigt, außerdem gibt es temporäre Ausstellungen.



Man erfährt etwas über die Kultur der Urbevölkerung und über die Besiedelung der Insel. Wenn ich es richtig verstanden habe, war Sachalin eine Zeitlang eine Sträflingsinsel.



Wir hatten bereits bei der Ankunft im Museum eine lokale Führerin bekommen, die Englisch sprach und uns durchs Museum führte. Die hellblond gefärbte großgewachsene Dame mit Minirock war für einige der Besucher die Hauptsehenswürdigkeit, glaube ich. ;-)

Jedenfalls habe ich einige Männer gesehen, die an ihren Lippen hingen, als sie davon erzählte, dass sie gerne mit Freunden auf Bärenjagd geht. Nicht nur ich kann mir vorstellen, dass sie den Bären mit eigenen Händen erlegt.



Wie man an den Exponaten sieht, sind die Bewohner der Insel an die Natur angepasst, es gibt Einbäume als Boote und natürlich Schlitten für die kalten Winter.



Alles war auf russisch. Da filel mir dieses Exponat mit deutscher Schrift sofort auf. Wer weiß, wie diese Zither mit Noten den weiten Weg von Deutschland auf die russische Pazifikinsel schaffte...



Ein Teil der Ausstellung befindet sich im Museumsgarten, vor allem militärisches. Wir haben einen japanischen Panzer gesehen. Außerdem soll es traditionelle Behausungen der einheimischen Bevölkerung geben, aber um alles zu besichtigen reichte die Zeit nicht. Es ging weiter.



Besucht wird das Museum von ca. 80.000 Besuchern pro Jahr. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Samstags sogar bis 20 Uhr.

Baustelle - Hier kommt noch was!!!


Dies ist Teil eines Reiseberichts über unsere 2-wöchige Reise nach Japan. Details dazu sowie Links zu den anderen Tagen finden sich hier.

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